5.4.2023

HR Software Trends 2023

PERSONALMANAGEMENT SOFTWARE IM WANDEL

Trotz der Pandemie liegt ein weiteres Boomjahr für die IT-Branche hinter sich. Insbesondere HR Software für die Personalwirtschaft zählt schon seit Jahren zu den Zugpferden des Markts. Die Nachfrage nach modernen Lösungen für das Personalmanagement ist ungebremst hoch.

Was bringt das Jahr 2023 an neuen Entwicklungen? Welche Innovationen werden vorangetrieben?

HR Software aus der Cloud, mobile Anwendungen und Talent Management sind zwar schon ein alter Hut, stehen aber auch 2023 im Fokus der IT- und Personalentscheider bei Softwareprojekten. Neu auf die Agenda rückt das Thema HR Analytics, also Big Data im Personalmanagement. Auch die zunehmende Integration von Collaboration-Tools in HR-Lösungen wird sich in den kommenden Jahren weiter verstärken.

HR Software Trend 1: HR Analytics

Waren Big Data und Predictive Analytics bis vor kurzer Zeit noch dem Bereich Business Intelligence Software vorbehalten, gibt es mittlerweile immer mehr nützliche Anwendungen auch für den Personalbereich. HR Analytics oder auch Workforce Analytics gehen über das klassische Personalcontrolling hinaus. Während das Controlling Daten größtenteils aus der Retrospektive auswertet, ermöglicht HR Analytics Vorhersagen für zukünftige Entwicklungen. Dabei wird zunehmend künstliche Intelligenz in HR Software eingesetzt.

Beispiel für HR Analytics:

Mit Workforce Analytics werden Belegschaftsstrukturen analysiert, um sie gezielt an zukünftige Anforderungen anzupassen. Dabei werden sowohl qualitative als auch quantitative Informationen zur Personalstruktur berücksichtigt. Der Vergleich des so erstellten Qualifikationsprofils der Gesamtbelegschaft mit den zukünftigen Anforderungen ermöglicht eine vorausschauende Personalplanung. Welche Fähigkeiten sind bereits in der Personalstruktur vorhanden, welche Mitarbeiter können weiterentwickelt und in welchen Bereichen muss das Recruiting tätig werden.

Das Beispiel zeigt, HR Analytics eignet sich vor allem bei großen Unternehmen. Zu beachten ist jedoch: Auswertungen, die den Arbeitnehmerdatenschutz betreffen, sind in Deutschland mitbestimmungspflichtig und müssen mit dem Betriebsrat abgestimmt sein.

HR Software Trend 2: Social HR Collaboration

Die Verbesserung der Zusammenarbeit unter einzelnen Mitarbeitern, zwischen Teams und mit Partnern ist das Ziel der zahlreichen Collaboration Tools auf dem Markt. Die modernen sozialen Collaboration Tools orientieren sich an den Nutzungsgewohnheiten der User im Alltag. Einfach zu bedienende Messenger und virtuelle Projekträume ersetzen E-Mail-Verteiler und verschachtelte Foren.

Beispiel: Social Collaboration im Wissensmanagement

Wissensmanagement soll das technische und praktische Know-how in einem Unternehmen intern möglichst breit zugänglich machen. Das Errichten sog. Wissensilos, auf die nur wenige Mitarbeiter Zugriff haben, soll vermieden und damit die Abhängigkeit von einzelnen Mitarbeitern reduziert werden. Soziale Collaboration Tools ermöglichen die standortübergreifende, vernetzte Zusammenarbeit der Belegschaft. Der interne Know-how-Transfer soll so erleichtert und Entscheidungen beschleunigt werden.

HR Software Trend 3: Talentmanagement

Talentmanagement ist seit ca. 10 Jahren auch im deutschsprachigen Raum zu einem feststehenden Begriff und einem der Top-Trends im HR-Bereich geworden. Zahlreiche Anbieter für Talentmanagement Software aus dem In- und Ausland konkurrieren um die groß- und mittelständischen Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Beispiel: Effizientes Talentmanagement

Talentmanagement besteht aus dem Dreiklang von Personalgewinnung, Personalentwicklung und Personalbindung. Damit dies möglichst harmonisch und aus einem Guss erfolgt, sollten die einzelnen Talentmanagement-Module eng miteinander verzahnt werden. Die evaluierten Fähigkeiten eines Bewerbers beispielsweise, sollten nach Einstellung direkt in das Skill- und Kompetenzmanagement übernommen werden. Mit den Informationen können Schulungen und Trainings gezielter geplant und die gesamte Personalentwicklung systematisiert werden.

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Nachfolgeplanung (Succession Management). Vakanzen werden durch interne Personalentwicklung vorausschauend besetzt. Gepaart mit individualisierten Vergütungsmodellen (Compensation & Benefits) steigert dies die Mitarbeitermotivation um ein Vielfaches und hilft langfristig, fähige Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.

HR Software Trends 4 +5: Cloud HR und Mobile HR

Einige der HR- und Talentmanagement Software Anbieter zählen zu den Pionieren des Cloud Computings. In keinem anderen Softwaresegment gibt es eine ähnlich große Anzahl an Cloudlösungen. Auch der eher konservative deutschsprachige Markt zeigt sich gegenüber HR Software aus der Cloud aufgeschlossen. Anbietern zufolge wird mittlerweile ca. die Hälfte des Umsatzes mit Cloudlösungen erwirtschaftet. Es ist davon auszugehen, dass dieser Trend sich in 2023 verstärkt fortsetzen wird.

Beispiel: Mobile HR

Mit dem Siegeszug webbasierter Technologien finden auch mobile Anwendungen im Personalmanagement stärkere Verbreitung. Dies kann beispielsweise Rekrutierungsprozesse beschleunigen, indem Personalentscheider und Unternehmenslenker auch von unterwegs Genehmigungen per Smartphone oder Tablet erteilen können.

Zusammenfassung

Die anhaltende starke Nachfrage nach HR Software und hier insbesondere nach Talent- und Bewerbermanagement Software wird auch in 2023 nicht nachlassen. Cloudanwendungen werden immer stärker nachgefragt und gelten auch bei dem einst als konservativ geltenden deutschen Mittelstand als interessante Alternative zur klassischen Client-Server-Infrastruktur.

Höhere Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitsproduktivität sind das Ziel aller Maßnahmen im Personalmanagement. Hierfür ist ein systematisiertes Talentmanagement von herausragender Bedeutung. Hierzu zählt insbesondere eine enge Verzahnung der Module Bewerbermanagement, Skill- und Kompetenzmanagement, Personalentwicklung und Compensationmanagement und Nachfolgeplanung.

Für Big Data und HR Analytics gibt es bereits jetzt gewinnbringende Anwendungen insbesondere für große Unternehmen. Im Gegensatz zum eher passiven Controlling können bei der Predictive Analytics valide Prognosen über zukünftige Entwicklungen getroffen und neue Herausforderungen proaktiv begegnet werden. Die Ansätze der überwiegend noch jungen HR Analytics Softwareanbieter sind vielversprechend und werden in den kommenden Jahren zu vielen weiteren Anwendungsbeispielen führen.

Ein weiterer Trend sind Collaboration Tools, die in zunehmendem Maße in HR-Lösungen integriert werden. Die Vernetzung der Mitarbeiter durch einfach zu bedienende Werkzeuge soll die Arbeitsproduktivität erhöhen und den Wissensaustausch fördern.

Dominic Daubenberger
Senior Consultant

Dominic Daubenberger ist Senior Consultant und Geschäftsführer bei Consult-HR. Durch seine langjährige Tätigkeit als IT-Berater mit Schwerpunkt Personalwesen bringt er reichlich Expertise bei Softwareauswahlprojekten mit. Als Autor mehrerer Fachartikel und Studien zum Thema HR Software ist er zudem ein profunder Kenner des Marktes.